Was macht Menschen mit Stiftergeist aus? Ist er vererbbar? Oder braucht man etwas zum Vererben, um Stiftergeist zu haben? Sicher ist, das Profil von Stiftungen hat sich verändert: Waren es früher Einzelne, die mit hohen Beträgen eine Stiftung ins Leben riefen, so bestehen heute Stiftungen aus vielen Gesichtern, Zustiftungen und Namens-Fonds. Dies ist durch einige gesetzliche Änderungen begünstigt worden. Im Folgenden möchten wir einige Gesichter der Stiftung Seelsorge vorstellen:

Menschen mit Stiftergeist

Zustiftung des Katholischen Ferienwerkes

Stadtdechant Paul Hanisch war in Wuppertal ein umtriebiger Mensch. Er hat nach dem Zweiten Weltkrieg den Caritasverband aufgebaut und eine tolle Jugendarbeit geleistet. Dazu war es ihm wichtig, dass die Mädchen und Jungen auch in die Ferien fahren konnten. Er nutzte dazu z.B. seine Kontakte nach Holland. Damit das alles möglichst reibungslos ablief, hat er gemeinsam mit Helfern aus der Stadt ein Katholisches Jugend Ferienwerk ins Leben gerufen. Das wurde ein Erfolgskonzept. Aber die Entwicklung auf dem Reisemarkt schritt über das kleine Unternehmen hinweg. Schließlich haben die Frauen und Männer in der Verantwortung die Reißleine gezogen und den eigenen Betrieb aufgegeben. Durch die kluge Verwaltung des Vermögens blieb nach Beendigung der Tätigkeit ein Betrag von ca. 280.000 € übrig. Dieses Geld haben sie dann als Zustiftung in die Stiftung Seelsorge eingebracht, zweckgebunden, dass der Erlös aus diesem Kapital jeweils den Jugendlichen der Wuppertaler Gemeinden für ihre Aktivitäten zugewendet wird.

Musik ist der Widerhall des Himmels

Lange Jahre hat Frau M. in verschiedenen Chören in Wuppertal gesungen. Es war für sie eine Hilfe mit dem eigenen Leben umzugehen. Ein Verkehrsunfall hat ihr den Sohn genommen, das Alter hat auch ihren Mann geholt. Zuvor hatte das Ehepaar nach einer gemeinsamen Reise nach Israel verfügt, dass die Menschen dort von ihnen Hilfe erfahren sollten, wenn beide verstorben wären. Sie hat jedoch überlegt, dass auch in Wuppertal Hilfe nottut. Deshalb hat sie innerhalb der Stiftung Seelsorge eine namentliche Zustiftung gemacht zur Unterstützung der Kirchenmusik an der zentralen Gemeinde. Für sich selbst lebt sie äußerst sparsam. Deshalb hat sie in der Zwischenzeit das Kapital auch schon einmal ergänzt.

„Es ging mir immer gut. Deshalb ist es an der Zeit, etwas zurück zu geben.“

Beruflich hat Herr S. es gut angetroffen. Er hat sich, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, etwas aufgebaut. Der Plan hieß: Im Alter wollen wir gemeinsam davon zehren. Das Leben hat es anders gefügt. Die Krankheit hat Herrn S. seine Partnerin genommen. Innerhalb der Stiftung Seelsorge hat er die Westendorf-Schmitz Stiftung errichtet. Zweimal hat er schon Teile seines Vermögens in diese Unterstiftung eingebracht. Mit großem Interesse verfolgt er jetzt die Entwicklung seines Engagements und bringt sich mit Vorschlägen zur Verwendung des Erlöses ein. Herr S. weiß, dass sein und seiner Partnerin Andenken bewahrt bleiben wird. Herr S. wünscht sich seit langem, dass eine der Wuppertaler Schulen einen Kontakt zu einer Schule in Wupperthal aufbaut. Das ist eine Kleinstadt in Südafrika. Auch für diese Kontaktarbeit dürfte der Erlös seiner Zustiftung verwendet werden.

Der Namensfonds Dr. Hildegard Offermann

Etliche Schüler eines Wuppertaler Gymnasiums können sich an Dr. Hildegard Offermann noch erinnern. Nach ihrem Tod im Januar 2016 haben ihre Kinder den Namensfonds Dr. Hildegard Offermann in der Stiftung Seelsorge eingerichtet. Der Erlös wird jeweils in Abstimmung mit dem Stifter einem sozial-caritativen Zweck zugeführt, sei es die Familienarbeit des Sozialdienstes Katholischer Frauen oder die Unterstützung der Lehrtätigkeit in katholischen Schulen der Stadt Wuppertal.

Engagement der Eheleute G.

Ruhestand? Was ist das? Wir haben immer zu tun. Kinder und Enkel warten auf die Großeltern. Und dann warten auf die pensionierte Ärztin in Afrika immer wieder ihre Patienten. Da muss ihr Mann einfach mit, der kann nämlich mit Computern umgehen. Die Beiden haben dort schon viel an Notlagen gesehen. Das hat sie noch wacher werden lassen, auch für die Probleme in unserer Stadt. Deshalb haben sie sich in der Stiftung Seelsorge engagiert und eine Zustiftung gemacht. Die Eheleute G. setzen in Vorstand und Kuratorium der Stiftung das Vertrauen, dass der Erlös aus ihrer Zustiftung richtig verwendet wird.

Gönner gab es schon vor Gründung der Stiftung Seelsorge

Der Gedanke an eine Stiftung Seelsorge war schon vor dem Jahr 2007 im Schwange. Einzelne Personen haben sich überzeugen lassen und die Vorarbeiten finanziert. Da sind Heinz Cyprian und Thea Wahlen zu nennen. Beiden war der Gedanke, dass Geld zu etwas nutze sein sollte, nicht fremd. Mit ihrer Hilfe konnten die ersten Schritte finanziert werden. Eine Satzung sollte so ausgearbeitet werden, dass sie der Bezirksregierung nach der rechtlichen Seite genügte und dem Finanzamt nach der Seite der Gemeinnützigkeit. Ohne diese Vorleistung hätte Pfarrer Michael Grütering nicht so schnell auf den Anruf und das Spendenangebot von Karola Leiser-Frohn reagieren können. Allein dank dieser Geldgeber und Unterstützer war es möglich, die Gunst der Stunde zu ergreifen.

Stiften ist Heimat weitergeben

Die kurzen Schlaglichter zeigen: Die Motive, auslösenden Momente, um sich in der Stiftung zu engagieren, sind so vielfältig und individuell wie die Menschen selbst. Bei einigen Lebenswegen stehen wir wie da wie ein Kind vor der Rückseite eines großen Wandteppichs: Die Verschlingungen mögen für uns keinen Sinn ergeben. Doch was uns trägt, ist der Glaube, dass wir irgendwann den Teppich von der anderen Seite betrachten dürfen und dann erkennen, in welches komplexe Muster unser Lebensfaden eingewoben ist. Stiften ist gelebter Glaube, der Spuren hinterlässt im Jetzt!


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